CDU Gemeindeverband Oftersheim

Ehrenbriefverleihung an Herbert Gieser für 25 Jahre Gemeinderatszugehörigkeit

Ansprache der Fraktionsvorsitzenden Annette Dietl-Faude

"Lieber Herbert, sehr geehrter Herr Bürgermeister, werte Herren Abgeordnete Gutting und Born, sehr geehrte Ehrenbürger Oftersheims, geschätzte Ratskolleginnen und -kollegen, liebe Gäste der heutigen Ehrungs-Matinee,

25 Jahre Gemeinderatszugehörigkeit sind in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit eine ganz besondere Leistung, die wir heute bei dieser Matinee mit größtem Respekt vor Deinem Engagement und in Dankbarkeit begehen und auch feiern dürfen.

Ganz besonders auch deshalb, nachdem wir eine Woche des politischen Umbruchs im In- und Ausland miterleben mussten und die Halbwertszeit von aktuell agierenden Politikern nur einen Bruchteil dessen beträgt, was Du an Jahren in Deiner kommunalpolitischen Zeit geleistet hast. Respekt lieber Herbert! Wollte ich all die Projekte während Deiner Tätigkeit im Rat aufführen, hätte der Bürgermeister sicher noch ein Abendessen einplanen müssen, daher führe ich, ohne auf Zusicherung der Vollständigkeit, nur einige an:

- Planung und Erschließung Baugebiet Oftersheim Nord-West (2001)

- Verkehrsberuhigung Heidelbergerstraße/Hardtwaldring – Stichwort 30km/h-Begrenzung, die im Kommunalwahlkampf 2004 im Wahlprogramm der CDU stand und für das wir üblen Gegenwind bei den Wählerinnen und Wählern bekamen: O-Ton: JETZT kann ich euch in Oftersheim nicht mehr wählen! Ihr seid jo verrigd! – Heute haben wir´s, es ist akzeptiert und es war eine gute, wenn auch langwierige Entscheidung!

- Sanierung der Karl-Frei-Halle

- Erhaltung der Wildgehege – Gründung eines Fördervereins mit Unterstützung der umliegenden Kommunen

- Erschließung des Baugebiets „Am Biegen“

- Planung des Neubaus Feuerwehrhaus mit angeschlossenem DRK – 1. Planungsrate im HH eingestellt (wohlgemerkt 2015! )

- Neuerschließung/Umlegung des Baugebiets „Stimplin“ (2015)

- Renovierung Peter-Gieser-Kindergarten (2015)

- Thema Schaffung von Wohnraum für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen (ab 2016) und in diesem Zuge…

- erstmals wieder Diskussionen im Rat bzgl. erkauf oder Erhalt von gemeindeeigenem Wohnraum – auch dieses Thema wird immer mal wieder im Rat heiß diskutiert – man wird dies angesichts der kommunalen Finanzlage nicht dauerhaft auf Eis legen können, auch wenn sich der ein oder andere rein aus Prinzip und politisch-programmatisch noch immer widersetzt.

- Das Neubauprojekt Gemeinschaftsschule Schwetzingen – Gesamtvolumen Stand damals 29,5 Mio. € - Beratungen im GR und in den übergeordneten Gremien Zweckverband Schwetzingen – ein mittlerweile abgeschlossenes Herkulesprojekt, das uns als Gemeinde Oftersheim noch viele Jahre - man könnte fast schon zynisch sagen – nachhaltig- finanziell belastet.

- Umbau des S-Bahn-gerechten Bahnhofs (Kostenbeteiligung seitens Bund oder/und Bahn?) – Planfeststellungsverfahren – Beratungen – dieses Thema und der damit verbundene, barrierefreie Ausbau der Bahnunterführung beschäftigte uns erneut ganz aktuell im Rat in der vergangenen Sitzung

- Neubau einer Unterkunft für Flüchtlinge UND Oftersheimer (Plankstadterstraße) (2020) – in der Retrospektive gesehen, ein zu 100 % gelungenes Projekt

- Man beachte: Beratungen im Rat über Verkehrsberuhigung Heidelberg Straße und Hardtwaldring, damals schon mit Blick auf die Neuerschließung des nun ehemaligen Pfaudler-Geländes und dem daraus resultierenden Verkehr für Oftersheim im Jahr 2020!

- DANN KAM CORONA und danach…

- Der Beginn der Beratungen über die Ortskernsanierung im Bereich Bismarckstraße/Mozartstraße mit der STEG (2021)

- Die Neuerschließung/Umlegung des Gebiets „Alte Gärtnerei“

- Die Diskussion um die innerörtliche Parksituation – ein „Dauerbrenner“, der auch auf unserer Agenda der Ratsklausur im kommenden Jahr stehen wird und noch gelöst werden muss.

- Und von Berufs wegen Betroffener: Das hitzig debattierte und mit vielen Veranstaltungen der umliegenden Landwirte begleitete Thema „Schnellbahntrasse“ Mannheim – Karlsruhe 25 Jahre Gemeinderatszugehörigkeit bedeutet aber auch in Zahlen:

- 275 Gemeinderatssitzungen und genauso viele Fraktionssitzungen

- Etwa 200 Sitzungen als Mitglied des Technischen Ausschusses

- Zahlreiche Sitzungen, deren genaue Zahl ich leider nicht mehr nachvollziehen kann in Umlegungsausschuss, Gutachterausschuss, dem Du seit 2009 angehörtest und im Nachbarschaftsverband

- Darüber hinaus warst Du Mitglied im Ausschuss für Verkehrsangelegenheiten und im Ausschuss Verkehrsentwicklungsplanung und

- viele Jahre als so genannter „Verbindungsoffizier“ zwischen Gemeinderat und Freiwilliger Feuerwehr Oftersheim tätig

- Insgesamt hast Du 3 Bürgermeister miterlebt: Helmut Baust, Jens Geiß und Pascal Seidel  Aber Du wurdest auch von 3 Fraktionsvorsitzenden begleitet: Oskar Jahn, als unser bisher langjährigster und unvergessener Fraktionschef, dann wiederum Jens Geiß und auf Deine letzten Jahre im Rat noch mich 😊

- Quasi „nebenbei“ noch Dein 21-jähriges Engagement als Vorsitzender des Bauernverbandes bis 2014, 34Jahre als Vorsitzender des Beregnungsvereins bis 2020, mittlerweile 58 Jahre als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und 51 Jahre Mitglied beim Gartenbauverein sind bezeichnend für Deine persönliche Lebensauffassung und Einstellung.

- Im kommenden Jahr bist Du nun auch 25 Jahre Mitglied unserer CDU, bist seit vielen Jahre Beisitzer im CDU-Gemeindeverband (da kommst Du auch nicht raus 😉 ) und auch dieses Engagement wird gebührend in einer feierlichen Matinee von unserem Vorsitzenden Benno Müller gewürdigt werden. Deine Fahrradtouren auf der Oftersheimer Gemarkung waren informativ, hoch interessant, perfekt vorbereitet und legendär, so wie die Fraktions- und Vorstandssitzungen auf Deinem Hof!

- Bei den Kommunalwahlen hast Du Dich über den Gemeindeverband hinaus stets in den Dienst der Partei als Kreistagskandidat oder innerparteilich als Delegierter kandidiert. In jeglicher Hinsicht also absolut vorbildlich und bewundernswert!

Lieber Herbert, und nun wird´s persönlich:

Bei all Deinem Engagement haben Dich folgende Eigenschaften immer ausgezeichnet, die wir sehr geschätzt haben:

- Geradlinigkeit – Du hattest den Mumm, auch unpopuläre Entscheidungen mitzutragen und sie nach außen zu vertreten – auch wenn´s manchmal nicht leicht fiel  Ehrlichkeit und Verlässlichkeit– ein Mann – ein Wort – Du hast es so gemeint, wie Du es gesagt hast und das hat trotz manch kontroverser Diskussion in der Fraktion gutgetan und warst da– „frau „wusste, woran sie ist 😉 – besonders dann bei Abstimmungen im Rat – als Fraktionsspitze war immer hilfreich, wenn man sich auf die Aussagen aus der Fraktionssitzung im Endeffekt dann auch verlassen konnte

- Offenheit – in gut ofdarisch: Koo Färds und koo dumms Gebabbl – so wie´s isch, isch´s – s´hilft nix, drumrum zu redde.

- Pragmatismus – wenn wir in der Fraktion aus den Verwaltungs-Ausschuss-Sitzungen vornehmlich bei entsprechend dünner Finanzlage beispielsweise über Anträge der Fraktionen diskutierten, O-Ton Herbert dann: Mir hewwe koo Geld, was solle jez die Ootreeg? Uuneetische Fugge, die ma uns ned leischde kenne. Do kannisch ned zustimme.

- Ein absoluter Kenner von Feld, Wald und Flur: Deine hohe Sach- und Fachkenntnis, verbunden mit einer innerörtlichen Vernetzheit bei unseren Oftersheimerinnen und Oftersheimern UND darüber hinaus waren für uns ein unschätzbares Pfund, von dem wir immer profitiert haben.

Deine Aussage „Du woosch awwa oo goo nix“ war fast schon legendär und wird uns sehr fehlen. In der Fraktion haben wir mit Dir oft gelacht und auch das ist keine Selbstverständlichkeit in der Kommunalpolitik. So, wie wir Dich kennen, hast Du Dich nach all Deinem Engagement dann auch von Deinem Entschluss, in diesem Jahr bei den Kommunalwahlen nicht mehr zu kandidieren, nicht mehr abbringen lassen. Die Stoischkeit, von der auch die Kommunalpolitiker gelegentlich befallen sind, hat uns in Deinem Fall nicht helfen können. Zunächst haben wir´s ignoriert und abgewartet und dachten, Jo alla, den krigge ma schunn widda – Doch weit gefehlt – nix war´s. Beharrlich hast Du erneut verkündet, dass es für Dich genug ist, dass es reicht und Deine Entscheidung mündete in einem kurzen, aber deutlichen Satz: „Oon Landwirt in der Fraktion langd – ferrddisch“. Guggd, dass da was zamme bringd. Isch hebb schunn ooni im Blick, die fangisch moijends uffm Foohrod mol ab. Und so ist es dann auch geschehen und wir haben es akzeptieren müssen.

Lieber Herbert, aus der Fraktion lassen wir Dich nun los und bedanken uns auf´s Herzlichste für all Dein Wirken über lange 25 Jahre!

Zu Deiner heutigen Ehrung passt der gestrige Satz unseres Landesvorsitzenden und hoffentlich nächsten Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Manuel Hagel anlässlich des 51. Bezirksparteitags in St. Leon/Rot im Harres: „Wir brauchen in diesem Land keine Spalter, sondern Gestalter.“